Der erste Schritt ist, die Krankheit zu verstehen: Sie wissen jetzt, warum es Ihnen gerade schlecht geht. Der nächste Schritt ist, eine passende Behandlung zu finden.
Bei jeder Therapie sollen Beschwerden weniger werden oder ganz verschwinden. Mit der Zeit soll es möglich sein, dass Sie den Alltag mit alter Kraft meistern. Auch die dunklen Gedanken sollen sich auflösen. Das geht nicht von heute auf morgen. Es dauert, bis Sie wieder fit sind. Im Laufe der Behandlung wird es Höhen und Tiefen geben. Es braucht vielleicht Zeit, die für Sie richtige Behandlung zu finden. Dabei sind Geduld und Ausdauer gefragt. Aber es lohnt sich.
Wie bei jeder psychischen Krankheit werden Sie zuerst einmal von Ihre Ärzt:innen oder Psychiater:innen untersucht. Bei einer Depression gibt es körperliche und psychische Anzeichen. Nach der Untersuchung schlägt Ihnen die:der Psychiater:in eine Therapie vor. Gemeinsam könnt Sie die für Sie passende Kombination aussuchen. Sie entscheiden, welche Therapie Sie machen möchten.
Man kann selbst ganz viel für die psychische Gesundheit tun. Auch wenn Sie sich vielleicht gerade schwach und ausgeliefert fühlen: Sie müssen nicht tatenlos abwarten. Sie können selbst ganz viel dazu beitragen, dass es Ihnen wieder besser geht. Bildlich gesprochen nehmen Sie das Steuer wieder in die Hand. Das Tempo bestimmen Sie.
Die fünf wichtigsten Punkte auf dem Weg zur Besserung sind:
Eine Therapie besteht aus mehreren Bausteinen und es empfiehlt sich eine Kombination aus Medikamenten, therapeutischen Gesprächen und speziell für die Depression entwickelter Psychotherapie. Aber auch Sport und gesunde Ernährung sind für Patient:innen
ein wichtiges Thema, denn sie heben die Stimmung und verbessern das Wohlbefinden. Ihre Psychiater:innen beraten Sie gerne. Sprechen Sie mit ihr:ihm offen über Ihre Wünscheund Bedenken. Nur so kann sie:er Sie gut begleiten. Therapie-Angebote können in einer Arztpraxis, einer Ambulanz oder auch stationär in einer Klinik wahrgenommen werden.
Meistens empfehlen Ärzt:innen als Behandlung eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie.1
Gegen Depressionen gibt es verschiedene Medikamente. Mediziner:innen sagen zu Medikamenten gegen Depressionen auch Antidepressiva. Bei mittelschweren Depressionen können Medikamente wirksam sein. Medikamente bringen die Chemie im Gehirn wieder in Ordnung. Dadurch fühlen Sie sich besser, die Beschwerden gehen zurück. Hier finden Sie Antworten auf häufige Fragen zu Medikamenten.
Die Elektrokrampf-Therapie ist eine Behandlung gegen eine schwere Depression, bei der andere Behandlungen nicht gewirkt haben. Während einer kurzen Narkose bekommt das Gehirn der Patientin elektrische Reize. Meist zeigt sich im klinischen Alltag nach sechs bis acht Sitzungen ein klinischer Erfolg.5,6
Durch Bewegung und gesunde Ernährung können Sie ganz viel für Ihren Körper tun. Wenn Sie gerade genug Kraft haben, treffen Sie auch Freund:innen und Kolleg:innen.
Betroffene mit einer Depression, die sich keiner Therapie unterziehen, können schnell in einen Teufelskreis geraten. Die Symptome einer depressiven Störung belasten Familie, Partnerschaft und Freundschaften. Diese Beeinträchtigungen können anhalten, auch wenn eine depressive Phase abgeklungen ist. Infolgedessen kann es zu Missbrauch von Alkohol, anderen Drogen oder Medikamenten kommen.7
Im schlimmsten Falle kann es bei einer Depression zu einer Selbsttötung kommen. 10 bis 15 Prozent der Patient:innen mit wiederkehrenden schweren depressiven Phasen sterben durch Suizid. Zu den besonders gefährdeten Personen gehören Patient:innen, die in belastenden psychosozialen Verhältnissen leben, also zum Beispiel alleinstehend, geschieden oder drogenabhängig sind. Auch Betroffene im fortgeschrittenen Alter (> 65 Jahren) und solche, die bereits Suizidversuche unternommen haben, sind gefährdet.7
Auch wenn Ihnen das schwerfällt: Gehen Sie bitte zu Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Sie denken vielleicht, dass sowieso alles aussichtslos ist. Aber Gedanken wie diese gehören zu den Anzeichen einer Depression. Und nicht jeder Gedanke ist wahr. Holen Sie sich bitte Hilfe. Sie müssen eine Depression nicht alleine durchstehen. Sprechen Sie mit Ihren Ärzt:innen. Vor allem Psychiater:innen und Psychotherapeut:innen sind auf dem Weg aus der Depression für Sie da. Fragen Sie nach den verschiedenen Behandlungen, die bei Ihnen in Frage kommen.
Sie können jemanden zur Therapie mitbringen!
Sie können eine Vertrauensperson zur Therapie mitbringen, wenn Ihnen das guttut und hilft. Wichtig ist, dass Sie der Person vertrauen und sie Ihnen nahesteht. Dadurch gibt es zusätzlich die Sicht einer anderen Person auf die Therapie. Bitte sagen Sie Ihren Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen schon vorher Bescheid, wenn Sie jemanden mitbringen. Sie:er kann sich dann besser darauf vorbereiten.
Die Gespräche mit Ärzt:innen sind vertraulich!
Ärzt:innen und Therapeut:innen unterliegen der Schweigepflicht. Sie dürfen also nichts weitererzählen, auch nicht Ihrem Arbeitgeber, Angehörigen oder sonst jemandem. Sie können also ganz offen über sich und Ihre Gefühle reden.
Die passende Therapie bringt gute Erfolge!
Drei Viertel der Patient:innen sind im Schnitt nach vier bis sechs Monaten wieder vollkommen gesund. Eine auf die:den jeweilge:n Patient:in zugeschnittene Therapie ist dafür Voraussetzung. Bitte beachten Sie, dass jede Depression anders verläuft: Es ist ganz unterschiedlich, wie lange sie dauert und wie schwer sie ist.
Bei Rückschlägen einfach weitermachen!
Auf dem Weg der Besserung kann es Ihnen auch einmal wieder schlechter gehen. Das ist ein Teil der Krankheit. Aber wie mit einem Rückschlag umgehen? Machen Sie einfach mit dem Therapieplan weiter wie vorher. Auch ein Rückschlag geht vorbei. Und Sie sind nicht alleine damit: Ihre Ärzt:innen und Therapeut:innen können Sie in schweren Zeiten unterstützen.
Bitte denken Sie daran: Ihre Ärzt:innen sind für Sie da. Sie beantworten gerne Ihre Fragen. Sie besprechen mit Ihnen, wie es weitergeht.
Wer krank ist, braucht Hilfe. Ganz gleich, ob es eine Lungenentzündung ist oder eine Depression. Für die psychische Gesundheit gibt es verschiedene Expert:innen. Wie bei jeder Krankheit sollte eine Ärztin oder ein Arzt die Behandlung anleiten. Deshalb hilft ein unterstützendes Team meist besser, als nur ein:e Expert:in.
Das Leben mit einem Menschen mit Depression kann belastend sein. Es ist wichtig, auf die eigene Gesundheit zu achten und sich Hilfe zu holen. Die wichtigste Anlaufstelle ist HPE – Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter. HPE bietet Informationsmaterialien, Beratung, Selbsthilfegruppen, Seminare und vieles mehr in ganz Österreich. Es kann sowohl der:dem Betroffenen als auch Ihnen selbst als Angehörige:r, Partner:in oder Freund:in sehr helfen, wenn auch Sie sich Unterstützung holen: www.hpe.at
Medikamente gegen Depressionen heißen Antidepressiva. Diese Medikamente beginnen unmittelbar im Körper zu wirken. Es dauert bei traditionellen Medikamenten selbst bei regelmäßiger Einnahme ca. zwei bis vier Wochen, bis Sie diese Wirkung auch tatsächlich wahrnehmen können. In den letzten Jahren wurde eine Reihe neuer Therapien erforscht, die schneller wirken sollen9. Sollten die Beschwerden trotz Behandlungen mit zwei oder mehr verschiedenen Antidepressiva nicht weniger werden, spricht man von einer therapieresistenten Depression. Auch in diesem Fall gibt es für Patient:innen weitere Behandlungsmöglichkeiten8. Wenn Ihnen Ihre Medikamente nicht helfen, sprechen Sie bitte mit der:dem Ärztin:Arzt darüber. Bitte setzen Sie Ihre Antidepressiva nie alleine ab.
Die Antidepressiva wirken, egal ob Sie daran glauben oder nicht. Es ist nur wichtig, dass Sie sie regelmäßig einnehmen. Bitte halten Sie sich an das, was Ihr:e Ärztin:Arzt Ihnen gesagt hat. So wirken die Antidepressiva am besten.
Antidepressiva müssen manchmal lange eingenommen werden. Sie machen aber nicht süchtig. Patient:innen mit Depression werden genauso wenig süchtig nach Antidepressiva wie Patient:innen mit Diabetes nach Insulin.
Durch die Antidepressiva verändern sich weder Ihre Persönlichkeit noch Ihr Bewusstsein. Die Medikamente sollen die Stimmung und die Energie heben, damit sich Ihre Persönlichkeit wieder ganz zeigen kann.
Wie bei jedem Medikament kann es Nebenwirkungen geben. Sie treten nicht bei jeder:jedem Patient:in auf und zeigen sich auch unterschiedlich. Falls Sie Nebenwirkungen spüren, sprechen Sie bitte mit Ihren Ärzt:innen darüber.
Diese Broschüre von Pro mente gibt gute Anregungen, um gut durch den Tag zu kommen. Sie zeigt die ersten Schritte zur psychischen Gesundheit. Sie können die Broschüre hier kostenlos bestellen: www.erstehilfefuerdieseele.at
Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs – Rückfällen vorbeugen
www.gesundheit.gv.at/krankheiten/psyche/depression/praevention
AWMF – Patientenleitlinie „Unipolare Depression – Nationale Versorgungsleitlinie“
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-005p_S3_Unipolare_Depression_2017-05.pdf
ÖGPP – Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
www.oegpp.at
ÖGPB – Österreichische Gesellschaft für Neuropsychopharmakologie und BiologischePsychiatrie
www.oegpb.at
BÖP – Berufsverband Österreichischer PsychologInnen
www.boep.at
ÖBVP – Österreichischer Bundesverband für Psychotherapie
www.psychotherapie.at
Suchmaschine für Selbsthilfegruppen in Österreich
www.selbsthilfe.at
HPE – Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter
www.hpe.at