Etwa 30 bis 70 Prozent der Patienten berichten nach der Entfernung der Prostata von Harninkontinenz. Das heißt, sie haben Probleme bei der einwandfreien, bewusst kontrollierten Entleerung ihrer Blase, gerade in den drei ersten Monaten nach der Operation. Denn bei der Operation wird jenes Stück Harnröhre, das durch die Prostata zieht, genauso operativ entfernt wie der Blasenhals, der den inneren Schließmuskel beherbergt1.
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Inkontinenz wird von den betroffenen Patienten als sehr belastend empfunden. Allerdings können Sie recht einfach selbst einiges dagegen tun!
Durch ein gezieltes Training des Schließmuskels sowie des gesamten Beckenbodens lässt sich die Harnkontinenz – also eine gute, aktiv gesteuerte Blasenentleerung – frühzeitig wiederherstellen. Das Training des Beckenbodens sollte idealerweise schon vor der Operation starten, aber auch ein Start nach erfolgter Operation (oder Strahlentherapie) führt zu sehr guten und für Sie befriedigenden Ergebnissen.
Studienergebnisse zeigen, dass durch ein Beckenbodentraining die Zeit der Inkontinenz verkürzt2 und die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessert wird3.
Der Beckenboden schließt die Bauchhöhle nach unten ab. Er trägt das Gewicht der Baucheingeweide (Dünndarm, Dickdarm, Blase u.a.) wie eine Hängematte. Der Beckenboden umschließt mit seinem Muskelsystem den After, die Harnröhre sowie bei Männern die Prostata.
Im Gegensatz zu Frauen ist für Männer der Beckenboden im Alltag wesentlich weniger präsent. Frauen verfügen, bedingt durch Schwangerschaft, Geburt und Menstruation, über eine bessere Wahrnehmung dieser Körperregion.
Natürlich ist es aber auch für Männer mit wenig Aufwand möglich, ihren Beckenboden und ihre Schließmuskulatur zu erspüren und willkürlich betätigen zu lernen.
Beim Training werden die Kontraktionen geübt, also das bewusste Anspannen und das Entspannen des Beckenbodens. Sie werden sehen: Die Übungen sind sehr leicht zu erlernen und können nach einer Anleitung durch ausgebildete Physiotherapeut:innen, sportwissenschaftliche Berater:innen oder Trainer:innen problemlos zu Hause ausgeführt werden.
Für das Beckenbodentraining müssen Sie sich nur wenige Minuten pro Tag Zeit nehmen. Wichtig ist es allerdings, die Übungen wirklich regelmäßig (am besten täglich) auszuführen. Bitte haben Sie Geduld, das kann bis zu sechs Monaten dauern.
Die Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur werden ohne Kraftaufwand durchgeführt. Zu Beginn werden vor allem Wahrnehmungsübungen (Atemübungen) ausgeführt, erst danach kommen Körperübungen.
Beckenbodenübungen sollten zunächst im Liegen, dann auch im Stehen, Sitzen und während Alltagsaktivitäten durchgeführt werden. Empfohlen werden drei bis vier Trainingseinheiten pro Tag, mit zehn bis 15 Kontraktionen des Beckenbodens.
Neben den Atem- und Körperübungen können auch Methoden wie das Biofeedback oder die Elektrostimulation eingesetzt werden. Biofeedback hilft bei der Erlernung der Übungen durch akustisches und optisches Sichtbarmachen der Kontraktionen des Beckenbodens. Bei Elektrostimulation werden die Beckenbodenmuskeln durch elektrische Impulse gestärkt, was z.B. bei Nervenschäden sinnvoll ist.
Eine korrekte Blasen- und Darmentleerung vermeidet ungünstigen Druck auf den Beckenboden und optimiert lhr regelmäßiges Entleerungsritual. So unterstützen Sie lhren Heilungsprozess.
Zusätzliche Informationen und Übungen unter
www.die-prostata.com/beckenbodentraining-fuer-maenner/
oder im Buch „Beckenbodentraining für Männer: Harninkontinenz und Erektionsstörungen mindern und überwinden. von Ute Michaelis. 2011: Elsevier Health Sciences Germany.
ISBN 9783437596193
Biofeedback-Therapeutinnen und -Therapeuten:
www.austria-biofeedback.at