Ihre Informationsplattform zu Prostatakrebs

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Bewegung wirkt positiv auf Prostatakrebs und Therapie-Nebenwirkungen

Regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung wirken sich positiv auf Geist und Körper aus. Körperliche Fitness ist eine gute Voraussetzung für Operationen und auch medikamentöse Krebsbehandlungen:

Spezielle Heilgymnastik wie Beckenbodentraining kann gezielt Nebenwirkungen, die durch die Therapien entstehen, deutlich lindern bzw. ihnen vorbeugen. Eine allgemeine Bewegungstherapie (Sport) hat jedoch auch auf andere Nebenwirkungen einen sehr günstigen Einfluss1, wie z. B. auf eine

  • Steigerung der Lebensqualität
  • Verminderung des chronischen Erschöpfungszustandes (Fatigue-Syndrom)
  • Steigerung von Selbstvertrauen
  • Verminderung von Angst

Auch eine günstige Wirkung auf die Erektionsfähigkeit konnte kürzlich gezeigt werden − die günstige Wirkung auf die sexuelle Lust (Libido) ist schon länger bekannt2.

Neben all den positiven Effekten auf Nebenwirkungen der Therapie zeigt sich auch, dass die Bewegungstherapie auf die Krebserkrankung selbst sehr günstig wirkt. So machen Studien deutlich, dass die Wahrscheinlichkeit eines Wiederauftretens der Prostatakrebs-Erkrankung nach Operation oder Strahlentherapie durch Bewegungstherapie gesenkt werden kann3.

Weiters wird auch das Wachstum der Krebszellen gehemmt4. Wie es zu dieser Wirkung kommt, ist aktuell Gegenstand von Forschung. Neben hormoneller Wirkung nimmt Bewegungstherapie großen Einfluss auf das Immunsystem. Bewegungstherapie im moderaten Bereich steigert das Immunsystem und somit die körpereigenen Abwehrkräfte5.

Was bringt Bewegungstherapie?

Bewegungstherapie oder medizinische Trainingstherapie ist ein Training vieler Organsysteme über Aktivierung der Muskulatur und des Herz-Kreislauf-Systems.

Training ist definiert als regelmäßige Bewegung, die u. a. über die Belastungsintensität, d. h. die Stärke der Belastung der Muskulatur, gesteuert wird. Bewegungstherapie wird in vielen Teilen der Medizin als „Medikament“ eingesetzt. Sie hat eine exzellente Wirkung auf die Muskelkraft und Leistungsfähigkeit des Körpers.

Bewegungstherapie wirkt sich positiv auf viele Körperfunktionen aus, hat einen vorbeugenden Einfluss auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und wirkt auch günstig auf eine Reihe von psychischen Faktoren. Auch bei Krebserkrankungen spielt die körperliche Fitness eine bedeutende Rolle, und mit Bewegungstherapie können eine Vielzahl an Therapie-Nebenwirkungen günstig beeinflusst werden1.

Studien zeigen die positive Wirkung von Bewegung:

  • Bei Männern, die drei oder mehr Stunden pro Woche flott gingen (mehr als 5 km/h), war das Risiko für ein Fortschreiten der Prostatakrebs-Erkrankung halbiert3
  • Bei Männern, die 1,5 oder mehr Stunden pro Woche zügig gingen (mehr als 3 km/h), war die Gesamt- Überlebenswahrscheinlichkeit verdoppelt3

Unter Berücksichtigung des aktuellen Leistungsniveaus können unterschiedliche Trainingsarten ausgewählt werden. Wichtig dabei ist neben den körperlichen Voraussetzungen auch die Freude an der Bewegung, aber auch die Möglichkeit dazu ist entscheidend.

Intensität und Regelmäßigkeit sind von großer Bedeutung. Ein für Sie maßgeschneidertes Programm nach körperlichen Voraussetzungen, Möglichkeiten in der Umgebung und Motivation (in der Gruppe/mit Trainingspartner:innen ist die Motivation oft höher) bringt oft dauerhaft mehr Erfolg. Es gibt eine große Auswahl an sicheren und effektiven Methoden. Onkologische Rehabilitation ist ein geeigneter Ort für das Erheben der eigenen Leistungsfähigkeit und individuelle Beratung/Evaluierung der geeigneten Bewegungstherapie beziehungsweise Sportarten – je nach Möglichkeiten wie auch körperlichen Voraussetzungen.

Ein Überblick über mögliche Trainingsarten

Da eine Reihe von Studien unterschiedliche Programme beleuchtet hat, gibt es keine einheitliche Empfehlung; es wird jedoch zumeist ein kombiniertes Kraft- und Ausdauertraining empfohlen.

  • Spazieren
  • Nordic Walking
  • Wandern
  • Laufen
  • Tanzen
  • Golfspielen
  • Schwimmen: Bei bestehender Inkontinenz sollte aus hygienischen Gründen zu Beginn noch auf den Besuch im Schwimmbad verzichtet werden − prinzipiell ist die Bewegung im Wasser allerdings eine empfehlenswerte Alternative zu anderen Sportarten.
  • Radfahren: Unmittelbar nach der Entfernung der Prostata klagen viele Patienten über Schmerzen im Dammbereich oder aber sie leiden an Inkontinenz. Beim Prostatakrebs ist daher Radfahren unmittelbar nach der Operation und während der Strahlentherapie nicht empfehlenswert. Fragen Sie Ihre Urolog:innen oder Strahlentherapeut:innen, wann Sie wieder damit anfangen dürfen! Prinzipiell ist Radfahren jedoch − nach Einhalten des entsprechenden Intervalls zur Therapie − eine effektive Bewegungstherapie. Ein den Damm entlastender Sattel (meist breitere Modelle) ist zu empfehlen.

Sportarten mit Wettkampfcharakter und Körperkontakt sowie mit harten Bällen sollten aufgrund der Überlastungs- und Verletzungsgefahr erst nach vollständiger Abheilung ausgeführt werden. Bei allen ausgeführten Tätigkeiten ist es ratsam, auf die Atmung zu achten, um eine Pressatmung zu vermeiden (Druck auf den Beckenboden).

Auf alle Fälle ist eine Beratung durch Ihre Ärzt:innen oder Sportmediziner:innen beziehungsweise Trainer:innen mit spezieller Ausbildung für Krebspatient:innen zu empfehlen. Die onkologische Rehabilitation bietet eine gute Möglichkeit, mit der Bewegung zu starten.

Checkliste

Achtung! Halten Sie vor einer Bewegungstherapie in folgenden Fällen Rücksprache mit Ihren Spezialist:innen:

  • schwere Blutbildveränderungen
  • innerhalb 24 Stunden nach Chemotherapie
  • Schwindel/Kreislaufbeschwerden
  • starke Übelkeit/Erbrechen
  • erhöhte Blutungsneigung
  • Fieber (über 38°C)
  • akuter Infekt
  • knapp nach Operationen (ohne Rücksprache mit der Chirurgie)
  • bei akuten medizinischen Problemen
  • unzureichend kontrolliertem Diabetes
  • Fraktur-Neigung

Allgemeine Tipps für Ihre Bewegungstherapie

  • Starten Sie so bald wie möglich, und: Es ist nie zu spät, mit Sport anzufangen!
  • Klären Sie die körperlichen Voraussetzungen
  • Erfassen Sie mögliche Begleiterkrankungen und Ihren persönlichen Fitness-Status
  • Definieren Sie mit Ihrer ärztlichen Betreuung den Abstand zu Operation und/oder Strahlentherapie
  • Lassen Sie sich von Anfang an beim Training unterstützen – im Rahmen der Rehabilitation und/oder durch Ihre behandelnden Ärzt:innen, Trainer:innen oder Sportmediziner:innen
  • Wählen Sie Aktivitäten, die Ihnen Spaß machen – so bleiben Sie eher dabei
  • Legen Sie Ziele fest. Ein mögliches Ziel könnte sein: 30 bis 45 Minuten schnelles Gehen oder Joggen mehrmals pro Woche
  • Passen Sie Ihren Trainingsplan und die Trainingsintensität an die Krankheitsphase und Ihre individuellen Möglichkeiten an
  • Kontrollieren Sie regelmäßig Ihr Training
  • Bleiben Sie dran: Es dauert im Schnitt drei Monate, um Gewohnheiten zu ändern

Wichtige Informationen & Kontakte:

Wichtige Informationen & Kontakte:

Österreichische Krebshilfe
https://www.krebshilfe.net/beratung-hilfe/leben-mit-krebs/bewegung-bei-krebs

Broschüre „Bewegung bei Krebs“ Download unter:
https://www.krebshilfe.net/services/broschueren#broschuere-13

Deutsche Krebshilfe
www.bewegung-gegen-krebs.de

Prostatakarzinom
Früherkennung & Diagnose
Beckenbodentraining bei Prostatakrebs
Gesunde Ernährung
Entspannungs­techniken
Psychologische Unterstützung
Unterstützung durch Partner, Freunde und Behörden
Wichtige Informationen & Kontakte rund um Prostatakrebs
  1. Baumann FT et al.: Clinical exercise interventions in prostate cancer patients – a systematic review of randomized controlled trials. Support Care Cancer 2012;20(2):221 – 233. doi:10.1007/s00520-011-1271-0
  2. Simon RM et al.: The association of exercise with both erectile and sexual function in black and white men. J Sex Med 2015;12(5):1202 – 1210. doi:10.1111/jsm.12869
  3. Richman EL et al.: Physical activity after diagnosis and risk of prostate cancer progression: data from the cancer of the prostate strategic urologic research endeavor. Cancer Res 2011;71(11):3889 – 3895. doi:10.1158/0008-5472.CAN-10-3932
    Kenfield SA et al.: Physical activity and survival after prostate cancer diagnosis in the health professionals follow-up study. J Clin Oncol 2011;29(6):726 – 732. doi:10.1200/JCO.2010.31.5226
  4. Friedenreich CM et al.: Physical Activity and Cancer Outcomes: A Precision Medicine Approach. Clin Cancer Res 2016;22(19):4766 – 4775. doi:10.1158/1078-0432. ccr-16-0067.
  5. Koelwyn GJ et al.: Exercise in Regulation of Inflammation-Immune Axis Function in Cancer Initiation and Progression. Oncology (Williston Park, NY) 2015;29(12):214800.
  6. Modifiziert nach: Fonds Gesundes Österreich (www.fgoe.org)