Ihre Informationsplattform zu Blutkrebs

Ihre Informationsplattform zu Blutkrebs

Psychologische Beratung für Blutkrebs-Patient:innen

Oft ist man als Patient:in gerade zu Beginn einer Krebserkrankung seelisch überfordert. Angst, Trauer, Wut und Hilflosigkeit sind häufig und in dieser Situation ganz normal. Diese starke psychische Belastung ist keine Krankheit, sondern eine ganz natürliche Reaktion auf die außergewöhnliche Herausforderung. Nicht selten wird die Frage nach dem „Warum ich?“ mit belastenden Selbstvorwürfen beantwortet.

Dabei gehen Expert:innen heute davon aus, dass psychische Faktoren weder für die Entstehung einer Krebserkrankung noch für deren weiteren Verlauf eine wesentliche Rolle spielen – das bedeutet, dass seelische Belastungen, Konflikte, Stress und Überforderung eher nicht zu den Ursachen einer Krebserkrankung gehören.

Mit Hilfe von psychoonkologischen Angeboten können Ängste bewältigt, das Selbstwertgefühl aufgewertet und sozialer Isolation entgegengewirkt werden.

Die Ziele mentaler bzw. psychoonkologischer Unterstützung:

  • Verbesserung der Lebensqualität
  • Reduktion von Ängsten und Belastung
  • Erleichterung des sozialen Lebens
  • Leichtere Rückkehr in den Beruf

Nehmen Sie bitte Hilfe an

Einige Patient:innen und auch Angehörige sind skeptisch, wenn es um „Psychoonkologie“ geht. Für sie ist psychologische Unterstützung gleichbedeutend mit einer psychischen Erkrankung, Instabilität oder Depression. Das ist nicht richtig. Vielleicht hilft es, Psychoonkologie eher wie ein individuelles Seminar zum Thema „Wie gehe ich mit meiner Krebserkrankung und deren Folgen um?“ zu betrachten.

Die Möglichkeit, Psychoonkolog:innen zu konsultieren, ist eine zusätzliche Chance. Hilfe in Anspruch zu nehmen ist kein Zeichen von Schwäche. Und Sie sind nicht allein: Rund ein Drittel aller Krebspatient:innen in Deutschland wünscht sich psychosoziale Unterstützung – in Österreich wird das ähnlich sein1.

Wann sollten Sie sich dringend Unterstützung holen?

  • Bei Angstzuständen
  • Bei innerer Unruhe und Schlaflosigkeit
  • Bei massiver Antriebslosigkeit
  • Bei Gedanken an Selbstgefährdung

Warum ist das wichtig? Erkenntnisse aus Studien zeigen:

  • In einer Analyse von fast 200 Studien, die insgesamt mehr als 20.000 Patient:innen mit Krebs umfassten, konnte bestätigt werden, dass psychoonkologische Methoden emotionale Belastungen, Angst, Depression, aber auch die Lebensqualität verbessern können2.
  • Leider sucht jedoch nur einer von zehn betroffenen Männern professionelle Hilfe – signifikant weniger als bei betroffenen Frauen3.

Als Folge von belastenden Situationen im Rahmen der Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen können posttraumatische Belastungsreaktionen auftreten. Das sind angsterfüllte Situationen, die einen im Weiteren oft begleiten und in denen belastende Erlebnisse wiederholt in der Erinnerung auftauchen. Diese Reaktion tritt bei Krebspatient:innen relativ häufig auf. Einmal erkannt, können diese traumatisierenden Erlebnisse in wenigen Sitzungen mit speziell ausgebildeten Therapeut:innen (Traumatherapeut:innen) verarbeitet werden4.

Wichtig zu wissen:

Die bisherigen Forschungsdaten zeigen, dass psychische Faktoren keinen Einfluss auf das Entstehen einer Krebserkrankung haben. Es gibt definitiv keine Krebspersönlichkeit.

Auch für Angehörige ändert sich das Leben5

Nicht nur Lungenkrebs-Patient:innen selbst, sondern auch deren Angehörige sind von der Krebsdiagnose betroffen, die auch ihr Leben verändern kann. Sie leiden mit der betroffenen Person, haben Angst um sie und wissen nicht immer, wie sie sich verhalten sollen. Dürfen sie ihre Sorgen zeigen oder müssen sie stark sein? Möchte die betroffene Person über ihre Erkrankung sprechen oder lieber in Ruhe gelassen werden? Möchte sie Hilfe und Unterstützung oder lieber alles selbst erledigen, weil sie niemandem zur Last fallen möchte. In solchen Fällen hilft eine ehrliche Kommunikation. Angehörige sollten die betroffene Person offen fragen, was sie sich wünscht – auch wenn es im ersten Moment unangenehm scheint. Doch nur so können Missverständnisse und unnötige Probleme vermieden werden.

Oft müssen auch Aufgaben im Alltag neu verteilt werden. Dabei sollten Angehörige aber darauf achten, dass sie sich selbst nicht zu viel zumuten und sich dadurch überfordern. Auch Angehörige sollten auf ihre Gesundheit achten und sich gegebenenfalls (professionelle) Unterstützung holen. Sei es durch weitere Familienmitglieder, Freund:innen, bei einer Selbsthilfegruppe oder einer Beratungsstelle. Denn nur wer selbst physisch und psychisch fit ist, kann anderen helfen.

Wichtige Informationen & Kontakte:

Programmdirektion Psychoonkologie
Medizinische Universit.t Wien
Comprehensive Cancer Center, Innere Medizin 1,
Abt. f. Hämatologie Psychoonkologie Ambulanz
Leitstelle 6i
Tel:01/40400/70350

Österreichische Krebshilfe
Beratung per Telefon − Kostenlose Krebshotline: 0800/699 900 (Mo –Fr: 09:00 - 12:00)

Kostenlose Beratungsgespräche werden in der Österreichischen Krebshilfe Wien (1200 Wien, Pier 50, Brigittenauer Lände 50-54, Eingang Treustraße 35-43/4.Stiege/5.OG) angeboten. Vereinbaren Sie bitte unter der Krebshotline: 0800/699 900 (Montag bis Freitag 9.00 bis 12.00 Uhr telefonisch erreichbar) einen Termin oder schicken Sie eine E-Mail an beratung(at)krebshilfe-wien.at.

Österreichische Gesellschaft für Gesundheitsmediation und Intensivberatung
Bietet neben Beratung zu Themen wie „Partnerschaft & Familie“, „Beruf & Arbeitsplatz“, „Soziale Gesundheit“ auch Beratung und Hilfe zu Psychoonkologie;
www.oeggmib.at
E-Mail: intensivberatung@oeggmib.at
Hotline: 0680/140 52 56 (Mo/Mi/Fr: 08:00 – 12:00)

Österreichische Gesellschaft für Psychoonkologie
www.oegpo.at
Unter dem Reiter „Angebot“ kann man auf der Seite „Patienten und Angehörige“ eine „Therapeutenliste“ aufrufen, in der man Psychoonkologen suchen kann. Für einkommensschwache Patient:innen wird ein Zuschuss angeboten.

Krisenintervention
Kontakt: Erika Wasserrab
Telefon: 02235/47230

Broschüre der Deutschen Krebshilfe „Psychoonkologie“
www.krebshilfe.de
Reiter „Informieren“ klicken, „Infothek“, und dann „Für Betroffene“ wählen. Unter „Patientenleitlinien“ finden Sie die sehr umfassende und informative Broschüre „Patientenleitlinien Psychoonkologie“ (als PDF herunterladbar oder bestellbar)

Broschüre der Österreichischen Krebshilfe
„Leben mit der Diagnose Krebs“ (auch als PDF im Internet downloadbar)
www.krebshilfe.net
Beim Reiter „Services“ „Broschüren“ anklicken und dann den Suchbegriff „Leben“ eingeben

Österreichische Akademie für onkologische Rehabilitation und Psychoonkologie
www.oearp.at
Sprechstunde onkologische Rehabilitation
Telefon: 01/40400/7035

  1. Leitlinienprogramm Onkologie (AWMF, Deutsche Krebsgesellschaft e. V., Stiftung Deutsche Krebshilfe): Patientenleitlinie – Psychoonkologie, Psychosoziale Unterstützung für Krebspatienten und Angehörige. Berlin, 2016. Abrufbar unter https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/032-051OL.html. Letzter Zugriff am 17.12.2019
  2. Faller H et al.: Effects of psycho-oncologic interventions on emotional distress and quality of life in adult patients with cancer: systematic review and meta-ana- lysis. J Clin Oncol 2013;31(6):782 – 793. doi:10.1200/JCO.2011.40.8922
    Venderbos LD et al.: A longitudinal study on the impact of active surveillance for prostate cancer on anxiety and distress levels. Psychooncology 2015;24(3):348 – 354. doi:10.1002/pon.3657
    Mols F et al.: Depressive symptoms are a risk factor for all-cause mortality: results from a prospective population-based study among 3,080 cancer survivors from the PROFILES registry. J Cancer Surviv 2013;7(3):484 – 492. doi:10.1007/s11764-013-0286-6
  3. Korfage IJ et al.: Anxiety and depression after prostate cancer diagnosis and treatment: 5-year follow-up. Br J Cancer 2006;94(8):1093-1098. doi:10.1038/sj.bjc.6603057
    Merckaert I et al.: Cancer patients’ desire for psychological support: prevalence and implications for screening patients’ psychological needs. Psychooncology 2010;19(2):104-149. Doi:10.1002/pon.1568
  4. Mehnert A, Lehmanns C, Koch U. Prävalenz und Diagnostik psychischer Störungen in der Onkologie. Onkologe 2006;12(1):18 – 26